„Verlassen der Fahrwege ist nicht gestattet“ steht auf dem Schild, das einst vom Süddeutschen Rundfunk auf dem Sendergelände aufgestellt wurde. Es erinnert an alte, vergangene Zeiten. Denn ganz im Gegensatz dazu wollen die neuen Besitzer nun das Areal mit Leben erfüllen. Erste Eindrücke gab es bei einer Führung, zu der jetzt die Spender eingeladen waren, die mit ihrem Obulus zum Erhalt des Wahrzeichens beitragen.
Rund 50 Menschen waren an diesem Samstagvormittag der Einladung der fünf „Senderretter“ gefolgt. Thomas Knapp, Steffen Ritter, Jürgen Fegert, Hans-Bernd Weiner und Dieter Eberle hatten im März 2020 den Abriss des Senders in buchstäblich letzter Minute verhindert und damit das Wahrzeichen für die Menschen in der Region erhalten.
Dass sie damit auch vielen Bürgerinnen und Bürgern einen Herzenswunsch erfüllten, zeigte die sich anschließende Spendenbereitschaft. Mit ihrer Spende unterstützen die Menschen die Instandhaltung und damit den Erhalt des Senders. Zum Dank luden die „Senderretter“ die Spender zur Besichtigung des Senders und des Sendergeländes ein.
„Sie sind für uns etwas ganz Besonderes, denn Sie haben uns geholfen, das Wahrzeichen der Stadt Mühlacker zu erhalten“, begrüßte Thomas Knapp die Gäste auf dem Senderareal und stellte seine Mitstreiter vor. Bevor die Gruppe zum Rundgang über das Gelände startete, erinnerte Knapp noch einmal an den Coup vom März letzten Jahres. Nur acht Tage waren damals vom ersten Treffen der „Senderretter“ bis zur Unterzeichnung der Haftungsübernahme vergangen.
Für 550 000 Euro kauften die Investoren schließlich dem SWR den Mast und das umliegende Areal ab. Mittlerweile ist der SWR Mieter einer großen Halle, in der unter anderem Requisiten für Live-Veranstaltungen lagern. An diesem Fundus vorbei ging es für die Besucher zum Sender-Modell, an dem Knapp die zukünftigen Pläne für das Gelände vorstellte. So gehe bereits Mitte September ein vom Verein Araneus betriebener Naturkindergarten in Betrieb.
Knapp rechnet zudem damit, dass der Gemeinderat frühestens Ende des Jahres über den bereits vor der Sommerpause eingereichten Bebauungsplan für das gesamte Gelände berät und entscheidet. Er sieht unter anderem auch eine Tiny-Haus-Siedlung vor. Das Interesse sei bereits jetzt schon groß, betonte der ehemalige Stadtrat. Des Weiteren gebe es Pläne für ein Museum und ein Event-Center.
Wenige Minuten später öffnete sich für die Besucher die Tür zum Mast-Fuß. Der rund 200 Tonnen schwere Sendermast stehe auf einem Fundament von vier Eisenträgern, die den Keramikisolator halten, berichtete Jürgen Fegert. Dieser Isolator sei nicht besonders groß: „Der Mast steht sozusagen auf einem Bierfass aus Keramik.“
Fegert stand ebenso wie die anderen Gesellschafter den Gästen Rede und Antwort, die sich als erste Besucher weitgehend frei auf dem Gelände bewegen durften.
„Man befinde sich quasi innerhalb von Fort Knox“, erinnerte Knapp an die Zeit, als der Sender noch in Betrieb war und verglich das in der Vergangenheit stets abgeriegelte Senderareal scherzhaft mit dem als diebstahlsicher geltenden Goldbunker in Amerika.
Die Besucher waren nach dem Rundgang sichtlich zufrieden. „Ich sehe den Sender jeden Tag, morgens und abends“, erzählte Hubert Lachnit, der zu den Spendern gehört. Schon als kleiner Junge habe er zugesehen, wie der Sender zusammengenietet wurde: „Das hat über Dürrmenz gehallt.“ Er lebe mit dem Sender und so sei für ihn die Spende eine Selbstverständlichkeit gewesen.